Gestaltungsrichtlinien Healthcare
Leitfaden zu Gestaltungsrichtlinien für sukzessiven Umbau
Übergeordnete Gestaltungsvorgaben als Grundlage zur zielgerichteten Umsetzung von Renovierungsmaßnahmen.
Zu den Strategien, die ein Krankenhaus als modernes Unternehmen entwickelt und umsetzt, sollte auch eine
effiziente Strategie zum Umgang mit den dauernd anstehenden Renovierungsmaßnahmen gehören. Eine gut
konzeptionierte Gestaltungsvorgabe, die unterschiedliche Bereiche, Anforderungen und Beanspruchungen berücksichtigt, garantiert eine klare Linie, gute Orientierung und ansprechende Außendarstellung des Unternehmens.
Zusätzlich werden die vor jeder Renovierungsmaßnahme anstehenden großen Diskussionsrunden mit Stationsleitung, Ärzten, Entwicklung, Hygiene usw. vermieden. Eine übergeordnete, effiziente Strategie zu Gestaltungs- und Ausbaumaßnahmen spart somit
Zeit, Kapazitäten und Kosten.
Grundkonzept mit individueller Ausrichtung
Das Konzept sollte grundlegende Vorgaben machen und trotzdem individuelle Ausrichtung zulassen. Auch kann es Vorgaben des Konzerns einbeziehen und mit spezifischen, z. B. regionalen Einflüssen ergänzen. Wenn es eine Anforderung zum Umbau gibt, kann
entsprechend der hinterlegten Kosten kurzfristig ein Budget festgelegt werden. Die Planung – ob intern oder extern – kann sich auf die Vorgaben stützen und muss sie nur noch der aktuellen Anforderung anpassen. Grundlagen zur Hygiene, zur Gestaltung und
Grundausstattung von Möbeln sind bereits im Konzept verankert und fließen in die Planung oder die direkte Umsetzung jeder anstehenden Renovierungs- oder Umbaumaßnahme ein.
Außendarstellung –Corporate Identity
Um Patienten anzusprechen und an das Haus zu binden und Mitarbeiter zu halten, ist eine wertschätzende, klare Darstellung nach außen wichtig. Eine übergreifende Corporate Identity sollte sowohl in der Gestaltung des Hauses als auch in gedruckten sowie digitalen
Medien ablesbar sein. Hier ist eine gut ausgearbeitete Gestaltungsrichtlinie, die auch in der Presse-/ Entwicklungs- oder Marketingabteilung umgesetzt werden kann, signifikant wichtig, um den Wiedererkennungswert zu steigern und die Unternehmenskultur zu entwickeln.
Gestaltungsrichtlinien
Die Gestaltungsrichtlinien sollten übersichtlich gegliedert und gestaltet sein, und die Struktur sollte bereits auf die unterschiedlichen Bereiche runtergebrochen sein, damit der Umgang mit dem Leitfaden wie selbstverständlich in allen relevanten Abteilungen in den
täglichen Prozess einfließt.
Neben den grundlegenden Vorgaben zu Farben, Materialien, Oberflächen, Logos, Hinweisen und Schriften sollten folgende konkrete Positionen in einem Leitfaden festgelegt sein und als Struktur zugrunde liegen:
- Umgang mit Bodenflächen in verschiedenen Nutzungsbereichen
- Angaben zu Wandflächen mit unterschiedlicher Nutzung (Reinigung, Prallschutz, Hygiene) und Gestaltungsanspruch (z. B. Wartebereich, Empfang, Patientenzimmer, Flure)
- Vorgaben zur Deckengestaltung und– je Nutzungsbereich – einheitlicher Beleuchtung
- Überlegungen zu Akustikmaßnahmen in besonders frequentierten oder ruhebedürftigen Bereichen
- Konzept zu unterschiedlichen Möblierungsvarianten, z. B. für Wartebereiche und Patientenzimmer
- Bestimmung der Oberflächen von Einbauten und Möbeln
- Vorgaben zur Ausstattung: Betten, Geräte usw.
- Planung der Sanitärzellen: Festlegung zu Objekten, Fliesen usw.
- Türen und Kantenschutz
- Treppenhaus, Eingang, Außenbereiche
Konzept zur Orientierung und Übersicht
Als wichtigster Baustein der Gestaltungsrichtlinie sollte die grundlegende und fortlaufende Gestaltung der Schilder, Hinweise und Übersichtstafeln stehen. Der momentan oft verbreitete Schilderwald mit unterschiedlichen Materialien, Farben, Formen und Schriften erzeugt oft große Verwirrung, störende Fragen an die Mitarbeiter und Unsicherheit. Ein einheitliches, gut lesbares Orientierungskonzept gibt Patienten und Besuchern Sicherheit und nimmt somit viel Stress und Hektik aus dem Klinikalltag. Orientierungshilfen über die Gestaltung – Farben, Wandgestaltung, besondere Highlights und Details – sind ein grundlegender und wichtiger Faktor,
um einen Schilderwald zu vermeiden und auf ansprechende, wertschätzende Weise Sicherheit zu vermitteln. Die Orientierungshinweise und Gestaltungsmittel sollten dann auch schon in den Print- und digitalen Medien zu finden sein und somit nach außen die klare Linie und Haltung des Unternehmens zeigen.
So wird das Gefühl schon bei der Beschäftigung mit dem Thema und folgend dann bei der Auswahl der Klinik vermittelt.
Akustik und Kunst
Als weiterer wichtiger Baustein der Gestaltungsvorgaben sollten heutzutage auch akustische Maßnahmen bedacht werden. Es ist nachgewiesen, dass Lärm Stress und Unsicherheit fördert und die Konzentration und Arbeitsleistung der Mitarbeiter senkt. Der
Einsatz gelochter Akustikdecken oder nachträglich abgehängter Deckensegel als auch Schallabsorber als gestaltendes Wandpaneel sind denkbar und in hoch frequentierten, hallenden, lauten Bereichen dringend zu empfehlen.
Wände am Empfang oder im Wartebereich können als bedruckte oder künstlerisch bemalte Gestaltungsfläche und gleichzeitig als Schallabsorber fungieren und werden so zum Blickfang. So kann besonders in den hochfrequentierten Bereichen Kunst mit akustischer Wirkung kombiniert werden. Um eine höhere Absorption zu erreichen, können die künstlerisch gestalteten Akustikpaneele mit passen-
den Farbflächen zu Streifen oder ganzen Wandpaneelen erweitert werden.
Auch den Umgang mit Kunst sollte der Leitfaden vorgeben:
Kunst im Healthcare-Bereich kann motivieren, zur Kommunikation und zum Teilen der Gedanken anregen, die Unternehmenskultur darstellen und bereichern und mit zusätzlicher akustischer Wirkung als Schallabsorber maßgeblich zu einer ruhigen, wertigen Gesamtatmosphäre beitragen.
Kunst bringt Farbe ins Leben, unterstreicht eindrucksvoll die Individualität und Kreativität Ihrer Räume und wirkt inspirierend und repräsentativ. Gleichzeitig sollte die künstlerische Aussage und der Einsatz unterschiedlicher Stilrichtungen gut durchdacht werden, da das grundlegende Konzept unterstützt und nicht zerstört werden soll.
Bezug zur Region
Um Ihr Krankenhaus hervorzuheben und die Patienten aus der Region auf sich aufmerksam zu machen, kann ein Konzept mit regionalem Bezug sinnvoll sein. Natürlich ist es nicht mit einer einzelnen „Skyline“ getan, sondern der regionale Bezug muss auf viele kleine Elemente runtergebrochen werden, die zusammen ein ansprechendes, wertiges Bild erschaffen. Auch wenn übergeordnete Gestaltungsvorgabender Konzerne umgesetzt werden müssen, können sie meist durch regionale Elemente individualisiert werden.
Verantwortlichkeit
Jetzt muss noch geklärt werden, wer den Leitfaden erstellt und wer für seine Umsetzung verantwortlich ist. Die Strukturen werden in jedem Krankenhaus und erst recht im Konzern anders sein. Die Verantwortung wird irgendwo zwischen Organisationsentwicklung
und technischem Dienst liegen. Eine Person sollte die Aufgabe haben die Ergebnisse zu den o. g. Positionen zusammenzutragen, zu einem Leitfaden zu bündeln und im Haus zu vertreten.
Optimal ist sicherlich die Zusammenarbeit mit einem externen Fachmann für Gestaltung und Planung, der das Konzept nach den internen Vorgaben erstellt und in Abstimmung mit der Geschäftsführung den Verantwortlichen vor Ort präsentiert.
Ziel sollte sein, diejenigen, die nachfolgend mit dem Leitfaden arbeiten, zu motivieren und ihnen Spaß an der Umsetzung der neuen Ausrichtung zu vermitteln. Nach dem Umbau einer ersten „Muster-Station“ sind dann die Stärken des Konzeptes konkret ablesbar, und eventuell auftauchende Schwächen können noch korrigiert werden.
Umsetzung bei anstehenden Renovierungsmaßnahmen
Wenn nun eine Renovierung auf einer Etage oder in einer Station ansteht, gibt die Gestaltungsrichtlinie in puncto Orientierung, Material und Farbe eine klare Linie vor, lässt dabei aber Spielraum für eine neue Raumordnung, z. B. Zusammenlegung und Minimierung der Nebenräume zugunsten von Patientenzimmern o. Ä. In diesem Fall muss natürlich noch eine Planungsabteilung oder externer Fachmann
die Umbaumaßnahmen planen, kann sich aber auf die Vorgaben stützen und so zu klaren, schnellen Ergebnissen kommen. Falls nur eine kleine Maßnahme, z. B. Austausch des Bodenbelags und Anstrich anstehen, gibt das Konzept bereits eine fertige Strategie
an die Hand, die dann direkt und ohne Umwege und Verzögerung umgesetzt werden kann.